dringlich Syndikaton™: ready-made events for selected audiences 06.07.2001
 

syndikaton™ – Einsichten, eine theoretische Führung

syndikaton™ – ein Manifest gegen die Kunst, gegen eine marktwirtschaftlich durchorganisierte Spaß- und Animierkultur? Sabotage aller Ideen und Bilder? Nichts ist unmöglich bei syndikaton™. Die Ästhetik der Existenz führt zur Vereinigung von Dingen ohne Einigung. syndikaton™, eine Kraft, die Lust macht, Kunst neu zu sehen, zu hören und zu erfahren, eine Kraft, die das Potential hat, die Wirkung von Kunst auch als performatives Verfahren erleben zu lassen, Prozesshaftigkeit als Gegenkonzept zur Repräsentation.

Die Museumspädagogik boomt, da die Rezipienten der eigenen Lust am Sehen misstrauen. syndikaton™ präsentiert einen neuen Look: keine Avantgarde für die Spaßgeneration, sondern ein Funkeln und Blitzen von Ideen. Konzepte statt Polemik. Der syndikaton™-Stil ist reinstes Quecksilber: heterogen, pluralistisch, multimedial, hybrid mit einer konsequenten Vermengung von Materialien und Techniken, Erfahrungen und Vorlieben. Durch die kumulative, modulare und kombinatorische Struktur und die Unwägbarkeit der Poesie entsteht eine romanhafte Patchwork- und Puzzle-Ästhetik. Suche nach einer eigenen Identität, nach einem authentischen Erlebnis inbegriffen. Die Frage nach dem Dahinter führt zur Erkenntnis, dass die von syndikaton™ gezeigte Kunst zwar keinen erkennbaren Sinn, jedoch sinnfällige Zusammenhänge hat.

 

Über die syndikaton™-Ästhetik:

"(Die Ästhetik) muss sich gegen das wenden, was ihren eigenen Begriff ausmacht", Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie, 1973

Das formende Werk von syndikaton™ setzt genau an dem Punkt an, wo die digitalen Medien Visionen einer neuen Ästhetik zu bieten scheinen.

Es dient der Erzeugung intensiver Stimmungen; merkwürdiger Empfindungen, die das Bewusstsein durchzucken. Die syndikaton™-Ästhetik verfügt über keine Lehre und kein Programm der künstlerischen Absichten und Pläne; nur über die geringe Hoffnung, irgendwo einen einzigen Augenblick anzukommen. Syndikaton™ heisst, eine Leerstelle im System zu finden. Das Modell "Absichtlos auf ein Ziel" zeigt schon, dass in der Absichtslosigkeit überhaupt schon das Ziel zu sehen ist. Kunst und Kultur im allgemeinen sind verstärkt ziel- und gewinnorientiert sowie selbstzentriert. Die von syndikaton™ entworfene zielgerichtete Absichtslosigkeit der Ästhetik ist wie ein Weg, der als solcher nicht existiert, sondern durch den Prozess des Gehens erst entsteht. Nichts ist endgültig entschieden. Die syndikaton™-Ästhetik hält nichts fest und verspricht nichts. Sie ist weder dem puren Zufall noch der totalen Zuordnung unterworfen. Sie wirkt stimulierend auf die Sinne, um zu einem subjektiven Dahinter zu führen.

"Die Musen sind besonders gegen Rechnungen und Berechnungen... " (Jean Arp, Dadaist).

Ästhetische-reflexive Erfahrungen orientieren sich am grundlosen (Wechsel)spiel, am Unterwegs...Syndikaton™ will das Fremde selbstverständlich erscheinen lassen und das Selbstverständliche als fremd. Syndikaton™ will Membran, Schnittstelle, Zwischensphäre und Ort der Verwandlung sein, Grenzüberschreitungen gehören zum Programm.

 

 

Über die syndikaton™-Aura

"Die Erwartung, dass das, was man anblickt, einen selber anblickt, verschafft die Aura", Bert Brecht über die Aura bei Walter Benjamin

"Real ist, was zwischen den Dingen ist und nicht das Ding selbst" (Jean-Luc Godard).

Zur Aura gehört eine Differenz. Es ist die Differenz zwischen dem Ästhetischen und dem Gewöhnlichen. Noch kein Jahrhundert wie das Vergangene hat das Leben und die Kunst zur Kulisse eines universellen Konsums verkommen lassen, eine Kultur, vorbestimmt zum Wegsehen und Weghören.

syndikaton™ will den Begriff der Aura nicht negieren, sondern neue Fragen aufwerfen.

syndikaton™ assimiliert sich nicht am Medium, unterwirft sich nicht der Herrschaft der Apparatur (des Mediums). syndikaton™ forciert nicht die Rezipienten-Wahrnehmung durch die Erfüllung eines Codes, der das Identische und somit Erwartete nährt, sondern durch das Unerwartete und damit Nicht-Codierbare. Die syndikaton™-Produkte machen Massenartikel zur Kunst ohne den banalen Hauch aufzugeben, liefern diese Artikel aber weiterhin ihrer totalen Banalisierung aus. Immanente ästhetische Codes werden so auf der Grundlage und unter Anwendung genau derjenigen Codes thematisiert, die sie thematisieren. Nicht gespart wird mit dem Konformismus von Bildern, Klängen und Geschichten, der sich durch die technischen Medien selbst aufzwingt und im Fernsehen, im Pop und im Internet scheinbar endgültige Triumphe feiert. syndikaton™ hebt die Hand gegen diesen Schleier der Verführung, gegen diese Codes, die die Wahrnehmung diktieren, und nimmt die (bestürzte) Irritation beim Zuschauer gerne in Kauf. Strukturelle Unschärferelationen produzieren Aggression und Schwellenangst umso intensiver, wenn der Graben zwischen Rezipienten und Rezeptionsgeber nicht haarscharf definiert ist. Unsicherheit ist aber immer dann von Nöten, wenn ein Prozess in Gang gesetzt wird, der zu einer genaueren Überprüfung von Wirklichkeit und Wirklichkeitsverständnis führen soll. Das Setzen eines Gegengewichtes zu der um sich greifenden Sehnsucht nach übergeordnetem Sinn, nach Verständlichkeit und Verortung in einer sich rasant weiter entwickelnden unübersichtlichen Gegenwart. syndikaton™ hantiert damit – mit der Millimeter-Differenz zwischen den Dingen an sich und ihrer künstlerischen Erscheinungsform. Denn nicht Inhalte spielen fortan die entscheidende Rolle, nicht einmal mehr Zeichen oder Symbole, sondern das, was sie erzeugen: die Faszination, die sie auslösen, die Verschiebungen, die sie ermöglichen und die Verwerfungen, die sie aufschließen.

 

Zur abschliessenden Bemerkung:

Die syndikaton™-Kunst ist dem Leben nicht überlegen, vielmehr gebiert die Verflechtung von syndikaton™ mit dem Realen neue Realitätsarten.

syndikaton™ ist nicht (nur) das inszenierte (Kunst)unternehmen, als das es sich (im Moment) präsentiert, syndikaton™ ist lediglich sein eigener Verkäufer, Plazierer und Theoretiker, syndikaton™ entzieht sich einer Festschreibung- und setzung, denn wie fragwürdig ist die Identität der Dinge und wie wenig begreifen wir gerade das, was wir tagtäglich sehen? Am Ende eines (kunsthistorisierenden) Prozesses standen noch niemals endgültige Antworten, die strukturelle Unbestimmtheit bleibt, um neuen Fragen Raum zu erschliessen. -Leben ist Peformance.

Frau B. (senior strategic consultant)

 
  TextMethode:
Freie Adaption aus Kunsthistorie unter strikter Vermeidung von Automation